Folge 40: Odoo Community vs Odoo Enterprise
Servus Stammis und herzlich willkommen zurück auf dem Blog vom ERP-Stammtisch! In unserer neuesten Podcast-Folge haben wir – eure Lieblings-Odoo-Brüder Raphael und Laurence – mal wieder Klartext geredet. Und zwar über ein Thema, das viele von euch brennend interessiert (und oft für Verwirrung sorgt): Odoo Community vs Odoo Enterprise.
Klingt erstmal nach "gratis" gegen "bezahlen", oder? Aber wie so oft steckt der Teufel (und der Mehrwert!) im Detail. Wir haben uns die beiden Editionen mal ganz genau angeschaut – mit allem Drum und Dran. Also schnallt euch an, wir packen heute mal alles zu diesem Thema in einen Artikel! Wie Laurence im Podcast so schön sagte: "Ich finde es aber gut, dass wir jetzt mal eine eigene Folge drüber machen, damit Leute einfach dann sagen: okay, die sehen, das zack bumm folge heißt so, das will ich wissen."
Was ist der eigentliche Unterschied? Odoo Community vs Enterprise
Viele denken, Odoo Community und Enterprise wären zwei komplett verschiedene Paar Schuhe. Aber Laurence hat das im Podcast direkt klargestellt: "Odoo Community ist, sag ich mal, der Grundstock von Odoo, da ist schon ganz ganz viel dabei. Das ist keine andere Version. Das ist einfach Odoo Basis."
👉 Odoo Community: Die Basis, das Open-Source-Fundament. Du kannst es dir theoretisch kostenlos herunterladen und nutzen.
👉 Odoo Enterprise: Baut auf der Community-Version auf und erweitert diese um zusätzliche Apps, Funktionen und vor allem um eine verbesserte Benutzeroberfläche und -erfahrung. Technisch gesehen sind das einfach weitere Module, die auf den Community-Kern aufgesetzt werden.
Der Clou: Man muss sich nicht von Anfang an festlegen. "Man kann mit Community anfangen und auf Enterprise upgraden und auch wieder downgraden. Geht auch." – eine wichtige Info von Laurence.
Oberfläche und Bedienung: Der erste große Unterschied wird sichtbar
Hier wird der Unterschied schon sehr deutlich, wie wir in der Folge live demonstriert haben (was im Podcast natürlich schwer zu zeigen ist, daher hier nochmal für euch zum Nachlesen 😉):
- Odoo Enterprise: Bietet den bekannten, modernen App-Screen, wo all eure Module übersichtlich als Symbole dargestellt sind – ähnlich wie auf eurem Smartphone. Zudem gibt es coole Shortcuts (Strg+K bzw. Cmd+K), mit denen ihr blitzschnell durchs System navigieren könnt. Laurence meint dazu: "Wenn du viel arbeitest, schnell arbeitest und du bist ein Shortcut-Freak, dann ist es auch viel angenehmer da."
- Odoo Community: Hier fehlt der schicke App-Homescreen komplett! Die Navigation erfolgt über eine eher altbackene, textbasierte Liste am linken Rand, die nicht einmal alphabetisch sortiert ist. Das ist nicht nur unschön, sondern auch umständlicher und kostet Zeit.
Raphael hat es auf den Punkt gebracht: Auch wenn man kein "Shortcut-Freak" ist, ist der Lernprozess in Enterprise viel intuitiver. Ein Klick auf ein bekanntes Symbol ist einfach schneller als sich durch Menüs zu hangeln.
Klar, man könnte sagen: "Das ist mir doch vollkommen egal, wie die Oberfläche da aussieht", wenn es dafür gratis ist. Aber der Schein trügt, wie wir noch sehen werden.
Funktionsumfang: Wo Community an seine Grenzen stößt (Hallo, Buchhaltung!)
Der vielleicht wichtigste Unterschied liegt im Funktionsumfang. Und hier wird's für deutsche Unternehmen besonders spannend:
- Beispiel Buchhaltung:
- In Odoo Community heißt das Modul "Invoicing" (Rechnungslegung). Man kann damit zwar Rechnungen erstellen, aber das war's dann auch schon fast. Es gibt kaum Berichtswesen, keine GUV, keine Bilanz, keine Elster-Anbindung. Laurence erklärt auch warum: "Odoo ist weltweit verfügbar. Accounting Lokalisierung gibt es unendlich viele... Jedes Land hat ja seine eigenen rechtlichen Anforderungen... Das kannst du natürlich nicht kostenlos bereitstellen."
- In Odoo Enterprise heißt das Modul "Accounting" (Buchhaltung) und bietet den vollen Umfang, den ihr für eine ordentliche deutsche Buchhaltung braucht – inklusive aller notwendigen Berichte und Anbindungen.
Dieser Unterschied ist gravierend. Denn ohne eine vernünftige Buchhaltung kommt kaum ein Unternehmen aus.
Kosten: "Kostenlos" ist nicht gleich kostenlos! Die ganze Wahrheit
Jetzt kommen wir zum Knackpunkt: den Kosten. Odoo Community hat keine Lizenzkosten. Das stimmt. Aber das bedeutet nicht, dass es umsonst ist!
Folgende Kostenpunkte müsst ihr bei der Community-Version trotzdem auf dem Schirm haben:
- ✓ Hosting: Ihr braucht einen Server, auf dem Odoo läuft. Den müsst ihr bezahlen und administrieren (lassen).
- ✓ Implementierung & Anpassung: Auch die Community-Version muss eingerichtet und an eure Prozesse angepasst werden. Das macht in der Regel ein Odoo-Partner, der dafür bezahlt wird.
- ✓ Wartung & Updates: Hier wird's richtig haarig, dazu gleich mehr.
- ✓ Fehlende Funktionen selbst entwickeln (lassen): Was in Enterprise Standard ist (z.B. die komplette Buchhaltung), müsstet ihr in Community teuer nachprogrammieren lassen – wenn das überhaupt wirtschaftlich sinnvoll ist. Laurence warnt: "Das alles individuell zu programmieren, so ein Accounting nachzuprogrammieren. Unendlich teuer."
Im Vergleich dazu die Enterprise-Lizenz: Die kostet aktuell (Stand Mai 2024, wie im Podcast erwähnt, Preise können sich ändern!) um die 37,50 € pro User und Monat. Früher war das anders, da musste man jedes Modul einzeln bezahlen, was schnell teuer wurde. Odoo hat die Preise aber vor einigen Jahren vereinfacht und sogar gesenkt! "Die haben die verbilligt, die haben sie günstiger gemacht." Ein ziemlich cooler Move, finden wir!
Für wen macht Odoo Community denn dann überhaupt Sinn?
Nach all diesen Punkten fragt ihr euch sicher: Warum gibt es die Community-Version dann überhaupt?
Laurence hat dafür eine klare Antwort: "Meine Empfehlung Odoo Community absolut nur sinnvoll, wenn ich daraus ein Softwareprojekt entwickeln möchte." Also, wenn ihr Odoo als technischen Rahmen (Framework) nutzen wollt, um eine komplett eigene, neue Software zu bauen, die vielleicht gar nichts mehr mit einem klassischen ERP-System zu tun hat. Wie zum Beispiel eine Health-Management-Software, die Laurence in Kanada mitentwickelt hat.
Für den normalen Unternehmenseinsatz als ERP-System rät Laurence dringend ab: "Eigentlich nein, das ergibt keinen Sinn für die normalen Anwender, nicht. Für die normalen Unternehmen auch nicht." Selbst für kleine Firmen oder Freelancer, die vielleicht denken, Community reicht, ist Enterprise oft die bessere und günstigere Wahl, wenn man alle Kosten (Server, externe Hilfe für Buchhaltung etc.) zusammenrechnet.
Es gibt zwar Odoo-Partner, die sich auf Community spezialisiert haben und damit werben, dass "alles dir gehört". Aber oft wissen die Kunden dann nicht, auf was sie sich einlassen und welchen Mehrwert sie mit Enterprise für einen vergleichsweise geringen Aufpreis bekommen würden.
Das Upgrade-Desaster: Mit Community in der Versions-Sackgasse 업데이트
Ein RIESEN-Nachteil der Community-Version ist das Thema Updates. Wenn eine neue Odoo-Version erscheint (z.B. von Odoo 18 auf Odoo 19):
- Mit Odoo Enterprise: Habt ihr einen offiziellen Upgrade-Pfad. Ihr könnt eure Datenbank (wenn On-Premise gehostet) zu Odoo schicken, die migrieren eure Daten auf die neue Version, und ihr bekommt sie ready-to-go zurück.
- Mit Odoo Community: Gibt es diesen Service nicht. Ihr seid auf euch allein gestellt oder müsst auf (oft verzögerte und qualitativ nicht vergleichbare) Upgrade-Skripte von Drittanbietern (wie der OCA) hoffen. Das bedeutet: Ihr braucht Entwickler, die das für euch machen, es dauert länger, ist fehleranfällig und teuer. Laurence drastisch: "Was dann? Dann bist du. Gefickt." Und weiter: "Dann bist du stuck in time."
Das Resultat: Ihr bleibt auf alten Versionen hängen und baut euch euer eigenes "Legacy Grab". "Du wirst es immer weiter zum Schrottsystem ausbauen, bis irgendwann deine Firma deine Mitarbeiter und du selber das Kotzen bekommst", so Laurence.
Die Angst vor der Abhängigkeit: Was, wenn Enterprise plötzlich teurer wird?
Ein Argument der "Guerillakrieger" (wie Laurence sie nennt), die auf Community setzen, ist die Angst vor Abhängigkeit und plötzlichen Preiserhöhungen bei Enterprise. Aber auch hier gibt es eine einfache Lösung, die Laurence im Podcast verraten hat: "Was mache ich dann ganz einfach... und dann deinstalliere ich die Enterprise App."
Richtig gehört! Da Enterprise technisch nur aufgesetzte Apps sind, könnt ihr diese im Notfall deinstallieren und fallt auf die Community-Version zurück. Eure Daten bleiben erhalten, ihr verliert "nur" die Enterprise-Features. Aber wie gesagt: Odoo hat die Preise in der Vergangenheit sogar gesenkt.
Laurence' persönliches "Aha!"-Erlebnis: Von Linux zu Mac
Laurence hat das Dilemma sehr treffend mit seiner eigenen Erfahrung verglichen: Jahrelang war er überzeugter Linux-Nutzer auf seinem Laptop, oft aus ideologischen Gründen. Ständig gab es Probleme: Lüfter liefen heiß, WLAN fiel aus, Ton funktionierte nicht. "Wirklich 20% meiner Scheiß Lebenszeit oder Arbeitszeit damit verbracht habe, dieses Ding irgendwie am Kacken zu halten."
Irgendwann ist er dann (auch auf Drängen von Freunden wie Marco Firsching vom Rechenzentrum Haßfurt – liebe Grüße an der Stelle!) auf ein MacBook umgestiegen. Und siehe da: "Es läuft einfach richtig. Fucking geil." Keine verschwendete Zeit mehr mit Fehlerbehebung, sondern einfach produktiv arbeiten.
Diese Rechnung – investierte Zeit und Nerven vs. Nutzen – geht bei Odoo Community für den produktiven Einsatz einfach nicht auf. "Das ist, finde ich, genau das Gleiche ist. Community versus Enterprise."
Fazit: Seid nicht dumm, nehmt Enterprise!
Nach einer Stunde intensiver Diskussion im Podcast war unser Fazit einstimmig und glasklar, und Raphael hat es so zusammengefasst: "Holt euch Enterprise Preis, Leistung und vor allem auch wirklich wahrscheinlich im Endeffekt günstiger, einfacher, schneller, smarter. Für egal, wen."
Ihr bekommt:
- ✓ Eine moderne, intuitive Oberfläche
- ✓ Den vollen Funktionsumfang (inkl. deutscher Buchhaltung)
- ✓ Einfache, offizielle Upgrades
- ✓ Weniger Kopfschmerzen und versteckte Kosten
- ✓ Am Ende oft sogar die günstigere Lösung
Oder wie Raphael es ausdrückte: "Holt euch, Odoo Enterprise, weil ihr bekommt wirklich mehr für weniger Geld und spart euch Zeit und Nerven." Es ergibt einfach keinen Sinn, für weniger Leistung, weniger Funktionen und mehr Umstände am Ende draufzuzahlen.
Nochmal Laurence zum Abschluss: "Nehmt euch doch Enterprise mit, macht euch das Leben einfach und schön und einfach auch nicht nur einfach und schön, sondern vor allen Dingen effizient."
Ihr habt Fragen oder wollt direkt loslegen?
Wenn ihr jetzt sagt: "Okay, Jungs, ihr habt mich überzeugt!" oder noch spezifische Fragen zu eurer Situation habt, dann meldet euch bei uns!
Schreibt uns über unsere Website erp-stammtisch.de oder direkt eine E-Mail an podcast@labiso.de. Wir helfen euch gerne weiter, die beste Lösung für euer Unternehmen zu finden.
In diesem Sinne: Bis zur nächsten Folge, Stammis! Macht’s gut!
Eure Odoo-Flüsterer,
Raphael & Laurence vom ERP-Stammtisch (LABISO)
Odoo Community vs Enterprise